Willi Volka                             Sommer

 

Keine Brise die Wipfel heimlich streift.

Im Stich des Strahlens Stöhnen,

dörren Bisse aus gleißenden Tönen,

knistern Zapfen gebrannt gereift -

 

Weißglut sengender Sand,

Heißglut unter Schlangenschuppen,

Schreie wellen in hüpfenden Gruppen,

flimmert Jauchzen am glühenden Strand -

 

Sehnen nach schattender Kühle,

im Ölfilm heißglänzt die Haut,

im traumdösigen Mittagswellenbrand -

 

Über Lidschläge treibende Zeitenmühle,

ächzen Pinienzapfen laut,

wispern Geist und Leben gebannt.

 

 

 

 

 

 

Willi Volka                             Frühling

© beim Autor

Ist wärmend Strahl auf Boden und Krume gerichtet,

wird geweckt aus funkelndem Sonnenlauf spießendes Keimen,

mild die Frühe wächst, will Nacht zum Tage scheinen,

wie grün, wie gelb, wie weiß und blau sich Wachsein lichtet -

 

Gurren schallend Tauben, schwingen sich zum Fest,

folgen lichtem Locken, erleichtert sich ins Freie längen,

wiegen Schritte, bleiben Schal und Schirm uns hängen,

im grünenden Sprießen Hochzeit gefeiert wird im Nest -

 

Streicht um Büsche, Blätter, Blumen vielstimmig Insektenton,

schwingen zwischen hohen Ästen Eichhörnchen feucht betaut,

leise platzen Knospen, flügeln Falter, laut jubeln Vögel schon -

 

Löwenzahn entzündet Wiesengrün, Feldfrüchte angebaut,

die Pfützen Himmel spiegeln sonnengrell den Zeitenstrom,

rosenknospenspitze Pracht geweckt, räkelnd farbfroh sich traut.

 

 

 

 

 

 

 

                                                             

 

Willi Volka                             Herbst

© beim Autor

Entstaubter Sommer kühlt die Rosenpracht mit letzter Glut,

im bunten Laub sich Bäume wiegen, abgeerntet sind die Felder.

Nassgetropfter Moderduft im Blätterfeucht, Düstersein der Wälder,

schwerer fällt der Schritt, erblasst im spärlichen Licht der Mut -

 

Süß getränkter Wind entwirbelt Ästen letzte Blätter,

unter Pappelruten Eis gekratzt, entschleiern die gläserne Welt.

Ampeln in stillen Rhythmen wechseln grün, gelb, rot das Kreuzungsfeld

nebeldampfende Motoren, rotierend tönen, treiben die Räder -

 

Sturm stürzt Bäume, beugt Kronen tief, heult auf seine Weise,

stürzen Wild und Vogel fort vom Knall, bellt des Jägers Büchse krass.

Wirbelkrähen in Lüften tanzen, hassen krächzend ihre Reise -

 

Gefrostet Pilz und Früchte, Stämme geschwärzt von frierendem Nass.

tritt vermummt im Atemhauch ein Wanderer aus dem Sternenkreise,

gabelt Reh von seinem Teller, junger Roter gäret längst im Fass.

 

 

 

 

 

 

 

 

Willi Volka                             Winter

© beim Autor

Weint Tränen der Schnee, Kristall im Zapfen wächst,

kalt geweißelt Welt verstummtes Leben tief versteckt,

die reine Unschuld durch Emissionen schnell verdreckt,

eingekräht der Tag, dem Dunkel heut’ entächzt -

 

Kinder schlitternd wagen, schreiend sich aufs Dunkeleis,

Knistern frierend eingehüllt von sternfunkelnder Nacht,

trifft alle hart, die Ernte zuvor nicht eingebracht.

Verlieren viele Spuren sich im weichen Puderweiß -

 

Vieles legt zur Ruhe sich, der Wolken Schlaf in Stille.

Zum Jahreskippen stürmisch Toben, strahlensanft ein Himmel liegt,

in strahlgetönten Zauberfäden leuchtet eisiger Wille -

 

Sorgenschlitten kalt geglüht um Gedankenkurven biegt,
im Herzen hoffendes Sein, gestützt von des Traumes Grille,

verflackernd Sehnsucht, im Kerzenschein geborgen sich wiegt.

 

 

 

 

 

Willi Volka

*1941

© beim Autor                                       Im frischen Tau der Blüten Fülle Rot

entknospet glitzernd morgenrein

dornenspitz im Tage ihr leuchtend Sein

in ihrem Schatten ruht der Nächte Tod.

 

So weben gerötet heiter Gartenrosen

fein strahlend ein Netz so licht

ihr Duft bewegt so manche Lebenssicht

mag Flug- und Autolärm auch tosen.

 

Längst der Vasenschnitt trotz Dornen richtet

blickumwunden Blütenballes Pracht

fallend Blatt um Blatt die Träume neu gewichtet

 

weisen im Vergehen süßen Duftes Tugend

vergänglich Tränenblätter in die Nacht

erinnernd noch im Koma der Schönheit Jugend.